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Waldwissen

Waldwissen (32)

Dienstag, 02 August 2022 14:52

Der digitale Baumexperte

Bild von Mabel Amber still incognito auf Pixabay

Das bayerische Staatsministerium für Forsten hat den digitalen Baumexperten veröffentlicht. Der Baumexperte ist ein erster Schritt zur Auswahl passender Baumarten für stabile, artenreiche Mischwälder. Dabei gibt es momentan zwei Features. Zum einen die "Regionale Anbaueignung und Empfehlung". Hier kann nach der eigenen Landkreis und der entsprechende Wuchsbezirk ausgewählt werden. Auf Grundlage dieser Wahl erhält man dann eine Auflistung verschiedener Nadel- und Laubbäume und in Abhängigkeit von den Niederschlagsmengen das Anbaurisiko. Zum anderen gibt es noch den "Baumarten-Steckbrief". Bei diesem sind kompakte Infos in den Bereichen Licht, Wasser, Boden und Klima hinterlegt. Beide Informationen liefern eine guten und schnellen Überblick. Wir können ergänzend bei neuen Baumarten nur immer wieder raten, diese auf kleinen Flächen in seinem Wald auszutesten um selbst Erfahrungen zu sammeln.

Digitaler Baumexperte: hier klicken

Regionale Anbaueignung und Empfehlung: hier klicken

Baumarten-Steckbrief: hier klicken

 

Bilder: Pixabay ohne Bildnachweis

Montag, 07 März 2022 08:46

Die Rot-Buche ist Baum des Jahres 2022

Um einem weit verbreiteten Missverständnis gleich zuvorzukommen: Die Rot-Buche ist nicht die Buche mit den roten bis schwarz-roten Blättern, die in Parks, Friedhöfen und größeren Gärten oft zu sehen ist. Dieser auffällige Baum ist die Blutbuche, eine kultivierte Varietät der Rot-Buche, und Rot-Buche ist der botanisch korrekte Name für die grünblättrige Buche in unseren Wäldern. Sie heißt so, weil ihr an sich eher weiß-gelbes Holz im Vergleich zum fast weißen Holz der zu den Birkengewächsen gehörenden Hain- oder Weißbuche einen leicht rötlichen Einschlag hat. Zugegeben – das ist keine wirklich überzeugende Namensgebung. Da hier in Mitteleuropa keine andere Buchenart heimisch ist, wird sie im folgenden Text meist schlicht Buche genannt.

Buche 1

Verbreitung

Sie ist die häufigste Laubbaumart in Deutschlands Wäldern. Mit ihrem recht variablen Höhenwuchs von bis zu 45m kann sie alle anderen Laubbäume – außer vielleicht der Esche – übertreffen. Ihre Wuchsform kann im Wald recht schlank ausfallen – mit einem bis zu 25 Metern astfreien Stamm und mit schräg nach oben gerichteten Kronenästen. Außerhalb des Waldes – im Freistand – geht die Buche aber eher in die Breite. Dort beginnt meist schon in zwei bis drei Metern Höhe eine ausladende Krone auf einem wuchtigen Stamm. Sie wird hier in Deutschland selten älter als 300 bis 350 Jahre. Die älteste Buche in Europa steht in den Österreichischen Kalkalpen und ist 550 Jahre alt. Auffällig und einzigartig unter den Waldbäumen ist ihre bis ins hohe Alter glatte, silbergraue, allerdings gegen direkte Sonnenbestrahlung empfindliche Rinde.

Sie ist pure Europäerin. Allerdings sind ihr die Winter in Nordeuropa mit Ausnahme der eher küstennahen Flachlandgebiete in Südschweden und Südnorwegen zu kalt. Richtung Osten wird ihr das Klima schon recht bald zu trocken und die häufigen Spätfröste zu gefährlich. Ihre Ostgrenze ist daher schon im westlichen Polen erreicht und zieht sich östlich der ukrainischen und rumänischen Karpaten bis nach Bulgarien. Im Westen bildet die kontinentale Atlantikküste die natürliche Grenze, die die Buche allerdings vor etwa 3000 Jahren nach Südengland übersprungen hat. Im Süden und Südosten Europas ist es ihr in den tiefer gelegenen Regionen zu warm und zu trocken. Dort ist sie ausschließlich in den höheren Berglagen zu Hause und bildet häufig die montane Waldgrenze – in Sizilien beispielsweise in 2250 m Höhe. Deutschland liegt mittendrin im europäischen Verbreitungsgebiet. In allen Regionen sind für Buchen potenziell geeignete Wuchsgebiete vorhanden – vom norddeutschen Flachland über die Mittelgebirge bis in den Alpenraum. Deutschland gilt daher als eine Art Kernland der Buche.

Das Schattenreich

Besondere Ansprüche an den Standort stellt die Buche nicht. Der Boden darf lediglich nicht zu nass oder zu trocken sein. Er kann ruhig recht sauer und nährstoffarm sein, aber auch reiner Kalkboden kommt infrage. Solange mindestens 650mm Regen im Jahr fallen, geht’s der Buche gut. Mit anderen Worten: Sie kommt auf allen Waldstandorten gut zurecht, außer in Auwäldern, Mooren, Sümpfen und auf sehr trockenen Böden.

Buche 2

In der Konkurrenz mit den anderen Waldbaumarten ist die Buche deutlich im Vorteil, und zwar durch ihre Laubkrone, die einen ungewöhnlich starken Schatten wirft. Unter dem dichten Kronendach der Buchen können außer Eiben, Stechpalmen und Weiß-Tannen keine der anderen Baumarten lange überleben. Nur ihr eigener Nachwuchs, der hat eine ungewöhnlich hohe und ausdauernde Schattentoleranz. Junge Buchen können über viele Jahre, ja sogar einige Jahrzehnte in diesem Schatten in Warteposition verharren, wachsen aber sofort los, wenn durch einen abgestorbenen oder weggebrochenen Baum ausreichend Licht durchs Kronendach fällt. Wie ausgefeilt diese Schattenstrategie funktioniert, lässt sich beim jährlichen Blattaustrieb beobachten, der sich über fünf, sechs Wochen von Ende April bis in den Juni hinzieht und sukzessive von unten nach oben verläuft: Er beginnt bei den keimenden Buchen am Boden, gefolgt von den jüngeren Buchen im Unterholz, dann werden die unteren Kronenzweige grün und schließlich dann auch das Kronendach. So bekommen alle vom späteren Schatten der Krone betroffenen Triebe immerhin wenige Wochen ausreichend Licht, um fertig auszutreiben.

Es wird angenommen, dass die Buche dank dieser Schattenstrategie mindestens auf zwei Dritteln der hiesigen Waldfläche zur beherrschenden Baumart werden kann. Alle anderen Waldbäume können sich letztlich nur in den Randgebieten des Buchenareals als Mischbaumarten halten oder müssen gänzlich auf Standorte außerhalb ausweichen.
Reine Buchenwälder, in denen aufgrund der Lichtverhältnisse eine kaum ins Auge fallende Bodenvegetation zu sehen ist, haben durchaus einen hohen ästhetischen Reiz. Besonders eindrucksvoll sind die sogenannten Hallenwälder, in denen die Buchen alle etwa gleich alt und gleich hoch gewachsen sind. Solche Wälder erwecken aber auch leicht den Eindruck, sie seien höchst artenarm. Das stimmt sicherlich, was die Anzahl der Pflanzenarten betrifft. Doch der Schwerpunkt der spezifischen Biodiversität von Buchenwäldern findet sich vor allem bei Insekten und Pilzen und ist besonders hoch in alten Buchenwäldern mit viel abgestorbenem Holz.

Waldgeschichte

Erstaunlicherweise ist die Rot-Buche ein ziemlicher Neuling in Europas Wäldern. Zwar gab es schon am Ende des Tertiärs vor etwa 3 Millionen Jahren im damals noch wärmeren Europa mehrere Buchenarten, doch die Rot-Buche war nicht dabei. Als sich das Klima dann immer weiter abkühlte, sind alle diese Buchen bis auf eine – die Orient-Buche – ausgestorben. Auch diese hat sich damals weitgehend aus dem periodisch kalten Europa zurückgezogen und beschränkt sich seitdem auf das Schwarzmeergebiet, die Kaukasusregion und das persische Elbrus-Gebirge. Nur gelegentlich ist sie während der wärmsten Phasen der Zwischeneiszeiten kurz auch in Europa aufgetaucht. Die Rot-Buche hat sich erst während der letzten Kaltzeit aus einer genetischen Variante der Orient-Buche im wärmeren Südeuropa zu einer durchsetzungsstarken und eigenständigen Art entwickelt. *

* Die Rot-Buche und die sehr ähnliche Orient-Buche werden mittlerweile aufgrund von immer detaillierteren molekulargenetischen Analysen als zwei Unterarten einer einzigen Art angesehen. Sie sind ohne Weiteres miteinander kreuzbar und es gibt zahlreiche Hybridformen in den sich überschneidenden Verbreitungsgebieten.

Als es nach dem Ende der letzten Kaltzeit um die Rückkehr der Bäume in die nun wieder gletscherfreien Gebiete in Mittel- und Nordeuropa ging, war auch der Neuling, die Rot-Buche, dabei. Sie erschien allerdings erst recht spät nördlich der Alpen. Längst wuchsen hier Eichenwälder, gemischt mit Linden und Ulmen, und auch Ahorne, Eschen und Fichten hatten sich eingefunden. Erst vor etwa 6000 Jahren änderte sich die Situation. Die Linden zogen sich wegen des sich abkühlenden Klimas zurück, die Ulmen wurden durch eine Ulmenkrankheit dezimiert und der Mensch ließ sein Vieh in den Wäldern weiden und rodete den Wald für seine Felder. Die Buche konnte daher nach und nach in die Eichen-Mischwälder vordringen. Doch es dauerte noch mal etwa 2000 Jahre, bis sie zur vorherrschenden Baumart in diesen Wäldern wurde: Der Neuling hat sich durchgesetzt – Mitteleuropa wurde Buchenland.

Aber spätestens mit dem Beginn des Mittelalters, als hier die ersten dauer- haften Siedlungen und Städte entstanden, begann das große Waldroden. Am Ende des Mittelalters waren die Wälder auf etwa ein Drittel der Landschaft zurückgedrängt. Doch diese übrig gebliebenen Wälder wurden in den folgenden Jahrhunderten so stark ausgebeutet, dass Anfang des 18. Jahrhunderts das Ende einer ausreichenden Versorgung mit Energie- und Bauholz absehbar war. Ende des 18. Jahrhunderts begannen dann die großen Aufforstungsprogramme – durchaus erfolgreich, aber durchgeführt vor allem mit Kiefern und Fichten – beides Baumarten, die in einer natürlichen Waldentwicklung in den meisten Aufforstungsgebieten bestenfalls eine Nebenrolle gespielt hätten.

Das ramponierte Buchenland Deutschland wurde zum Land der Fichten und Kiefern – und ist es bis heute. Die Buche wurde die am stärksten durch den Menschen zurückgedrängte Baumart in Deutschland. Erst seit etwa drei Jahrzehnten nehmen die Buchen in Deutschlands Wäldern langsam wieder zu: Ihr Anteil liegt derzeit bei etwa 16 Prozent.

Zukunft

Auf die seit vier Jahrzehnten spürbar zunehmende Klimaerwärmung, die mit häufigeren Trockenperioden einhergeht, reagiert die Buche mit einer Reduktion der Blattdichte im Kronenbereich, um die Gefahr eines zu hohen Wasserverlustes durch Verdunstung zu reduzieren. Seit zwei Jahrzehnten treten außerdem sogenannte Mastjahre, in denen Buchenbestände auf- fallend große Fruchtmengen produzieren, sehr viel häufiger als früher auf. Als Ursache werden außer dem Temperaturanstieg vor allem die nach wie vor zu hohen Stickstoffeinträge mit ihrer düngenden Wirkung vermutet. Solche Mastjahre sind recht kräftezehrend, was dazu führt, dass die Blätter im Jahr der Mast, aber auch ein bis zwei Jahre danach, deutlich kleiner ausfallen.

Buche 3

Die bislang stärkste, von 2018 – 2020 anhaltende Trockenheit mit sommerlichen Hitzeperioden hat wohl keine der Waldbaumarten unbeschadet über- standen. Unter den vier Hauptbaumarten Fichte, Kiefer, Eiche und Buche hat es laut Waldzustandsbericht der Bundesregierung die Fichte am weitaus stärksten getroffen. Über vier Prozent aller Fichten sind allein im Jahr 2020 abgestorben. Die geringste Absterberate wies mit etwa 0,3 Prozent die Buche auf. Die allermeisten dieser abgestorbenen Buchen standen an sonnenexponierten Süd- und Südwesthängen auf Böden, die wenig Wasser speichern können.

Mag also sein, dass die Buche auf diesen speziellen Standorten ihre bisherige Vormachtstellung nach und nach aufgeben muss. Aber es spricht viel dafür, dass die Buche insgesamt ihren Platz in den Wäldern trotz der sich ändernden klimatischen Verhältnisse durchaus halten und auch erweitern kann. Sie ist ja fast überall in Deutschland präsent – von frischen bis trockneren Standorten, vom Flachland bis in die Berge. Ihr genetisches Anpassungspotenzial gilt als recht hoch. Und viele der Waldflächen, von denen die Fichte sich jetzt absehbar zurückziehen wird, waren vormals für Buchen gut geeignete Standorte. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass die Buche dort jetzt einen Teil ihres verlorenen Terrains zurückbekommen kann. Das wäre nicht schlecht. Denn die Buche gilt als das „Wasserwerk“ des Waldes und wäre geeignet, die Gefährdung der Wälder durch die zunehmenden Dürreperioden zumindest abzumildern. Während in den ganzjährig grünen Nadelholzbeständen ein erheblicher Teil des Jahresniederschlags in den dicht benadelten Kronen hängen bleibt und wieder verdunstet, fließt bei der im Winter kahlen Buche ein Großteil des Niederschlags als Stammabfluss direkt in den Waldboden. Dank der durchgängig glatten Rinde und der relativ steil aufragenden Kronenäste ist der Stammabfluss bei der Buche besonders hoch, höher auch als bei allen übrigen Laubbaumarten im Wald.

Holznutzung

Die Buche hat ein sehr hartes Holz, ganz ähnlich der Eiche, allerdings ist es sehr anfällig gegen Feuchtigkeit und wird daher vornehmlich im Innenbereich eingesetzt, hauptsächlich im Möbelbau, sowie für Fußböden und Treppen, aber auch für Küchenutensilien und Spielzeug. Es lässt sich gut zu Furnieren, Sperrholz- und Schichtholzplatten verarbeiten. Inzwischen gibt es auch Schichtholzbalken, die als Konstruktionsholz im Hausbau eingesetzt werden können, wo bislang hauptsächlich Fichtenbalken verwendet wurden. Zusammen mit Esche und Eiche hat die Buche auch den höchsten Brennwert unter den heimischen Hölzern. Für Brennholz und zur Herstellung von Holzkohle wird schon spätestens seit der Bronzezeit und bis heute am liebsten Buchenholz gewählt.

Etymologe

Germanen sollen auf Buchenholzstäbe geritzte Runen als Orakel genutzt haben. Solche oder ähnliche Aussagen finden sich zuhauf in Abhandlungen über die Buche und sollen belegen, dass die Herkunft der Wörter ‚Buchstabe‘ und ‚Buch‘ sich von der Buche ableiten. Die Gebrüder Grimm sahen das vor etwa 160 Jahren auch so. Doch in jetzigen etymologischen Standardwerken wird ein solcher Zusammenhang aus formalen und sachlichen Gründen verneint.

 

Foto: (c) WBV Neuburg-Schrobenhausen
Literaturnachweis: Baum des Jahres - Die Rot-Buche Fagus sylvatica - Baum des Jahres Dr. Silvius Wodarz Stiftung - Abgerufen 07.03.2022 von https://baum-des-jahres.de/baum-des-jahres/
Dienstag, 01 Februar 2022 07:08

Waldbewirtschaftung - Ja und Nein?

... so lautet der Titel der neuen Ausgabe des LWF Aktuell. Die LWF hat sich mit dem Wald in Bayern beschäftigt und damit, wie die Bürger:innen in unserem Bundesland den Wald wahrnehmen. Dabei wurde die Einstellung zum Wald, zur Forstwirtschaft, zum Naturschutz, zu den Waldfunktionen, zum Klimawandel und vieles mehr abgefragt.
 
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Außerdem geht es um folgende Themen:
  • Dem Wald auf der Spur - mit den "Wächtern" aus dem All
  • Kunststoffe: auch im Waldbau ein Thema
  • Mehr Vielfalt durch Waldumbau
  • Geschützt, Gefährdet und doch übersehen: der kleine Wasserfrosch
  • Klimawandel: Sterben immer mehr Bäume in Bayerns Wälder?
 

Stechpalme

Die Stechpalme ist Baum des Jahres 2021. Die LWF (Bayerische Forst- und Waldwirstchaft) hat der Stechpalme (oder auch Hülse, Winterbeere oder Christusdorn genannt) eine eigene Ausgabe des LWF-Wissens gewidmet. Die Stechpalme ist ein einheimischer Strauch, der bei uns in Bayern wenig verbreitet ist. Sie erreicht nur selten Baumhöhe. Forstwirtschaftlich hat Ilex aquifolium fast keine Bedeutung, aber ökologisch ist sie im Wald ein wichtiger Bestandteil. Bisher ist sie in Bayern eher am Alpenrand verbreitet, doch durch das sich ändernde Klime breitet sie sich etwas mehr aus. Deswegen ist die Stechpalme durchaus eine Strauchart, die auch bei Waldbesitzer:innen bald in den Fokus rücken könnte.

Hier findet ihr die Ausgabe zur Stechpalme: LWF-Wissen 85

Projekt VitaDou forscht zur Gesunderhaltung der Waldbaumart

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Die optimale Vitalität der inzwischen durch zahlreiche biotische und abiotische Faktoren gefährdeten Douglasie steht im Mittelpunkt eines Forschungsvorhabens, das zu Jahresbeginn 2022 an den Start ging. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt das Vorhaben mit Mitteln aus dem Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe.
 
In dem Projekt werden die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz (FAWF), die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA-BW) und die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Göttingen (NW-FVA) Vitalitätseinschränkungen an der Douglasie (Pseudotsuga menziesii) untersuchen. Zu den Untersuchungsschwerpunkten gehören der Einfluss der pilzverursachten Rußigen Douglasienschütte und der Befall mit Douglasiengallmücken.
 
Das Forschungsprojekt VitaDou zielt u. a. darauf ab, Zusammenhänge zwischen Erkrankungshäufigkeit, Zuwachsleistung und Waldbewirtschaftung aufzudecken, die Physiologie der Douglasienschütte und des Gallmückenbefalls unter dem Aspekt der Douglasien-Herkünfte zu charakterisieren und die Schadenstoleranz von Douglasien zu analysieren. Außerdem soll die Gefahr durch mögliche weitere Krankheits- und Schaderreger beurteilt und das Risiko biotischer Störungen ökonomisch bewertet werden.
 
Schadkomplexe stellen Douglasien-Bestände in Frage
„In jüngster Zeit häufen sich Hinweise auf Vitalitätsstörungen durch Rußige Douglasienschütte, Douglasiengallmücken und Sekundärerkrankungen, die die Vitalität ganzer Bestände in Frage stellen“, erklärt Dr. Stefan Seegmüller von der FAWF Rheinland-Pfalz. Erforderlich seien waldbauliche und ökonomische Konzepte, um den Douglasien-Anbau stabil zu halten. Doch bislang wurden Schadkomplexe und ihre Entwicklung kaum untersucht. „Noch ist unklar, wie Douglasien physiologisch mit der Erkrankung umgehen und ob sich die Douglasien-Herkünfte oder -individuen in ihrer Schadenstoleranz unterscheiden“, so der Projektkoordinator. Hier setzt das Verbundprojekt VitaDou an.
 
Auf zwölf mindestens einen Hektar großen Flächen im Pfälzerwald, Schwarzwald und Moselgebiet beproben die Projektpartner Bestände mit 20- bis 29-jährigen Douglasien, außerdem Areale mit stark und schwach geschädigten Douglasien aus zwei regionalen Herkunftsversuchen. Auf den Untersuchungsflächen wird das Ausmaß der Devitalisierungen quantitativ erhoben und das Ergebnis mit verschiedenen wissenschaftlichen Methoden analysiert.
 
Waldbauliche Empfehlungen für Forstbetriebe geplant
Die Untersuchungsergebnisse sollen die Basis liefern, um mit geeignetem forstlichen Vermehrungsgut den Erhalt der Douglasie für die Zukunft zu sichern. Für die Forstpraxis entwickeln die Projektpartner u. a. einen Schlüssel zur Vitalitätsansprache stehender Douglasien – also zur optischen Beurteilung der Baumgesundheit, basierend etwa auf Kronenzustand und Benadelungsgrad. Zudem veröffentlichen sie Waldschutz-Informationen zur Rußigen Douglasienschütte und zur Douglasiengallmücke. Zum Abschluss des Forschungsvorhabens stellen sie waldbauliche Empfehlungen zur künftigen Behandlung der Douglasie für Forstbetriebe bereit.
 
Hintergrund:
Die im Westen Nordamerikas beheimatete, schnellwüchsige Douglasie (Pseudotsuga menziesii) eroberte sich ab 1827 zunächst ihren Platz in europäischen Gärten und Landschaftsparks und wurde bald auch im Forst angepflanzt. Inzwischen ist sie in hiesigen Wäldern eine ökologisch wie ökonomisch bedeutsame Baumart.
Der Erreger der Rußigen Douglasienschütte (Nothophaeocryptopus gaeumannii) stammt aus dem pazifischen Nordosten Nordamerikas und galt dort als bedeutungsloser Schwächeparasit. In Europa trat die Rußige Douglasienschütte erstmals 1925 als Baumkrankheit auf. Ab den 1930er Jahren breitete sie sich stark in Südwestdeutschland aus. Inzwischen gilt Rheinland-Pfalz als das am stärksten betroffene Bundesland.
 
Der Erreger infiziert im Frühjahr und Frühsommer die jungen Douglasiennadeln und wächst in den Nadeln zunächst symptomfrei heran. Im folgenden Spätwinter und Frühling dringen seine kugelförmigen schwarzen Fruchtkörper an den Nadelunterseiten nach außen, was den Nadeln eine rußgraue Färbung gibt. Die Sporen der Fruchtkörper infizieren bei feuchter Witterung wiederum junge Nadeln. An den befallenen Nadeln bricht die CO2-Assimilation ein, und sie verdorren wie bei Trockenstress. Neben kalten Wintern fördern feuchte, windarme Standorte den Pilzbefall der Douglasien.
 
Die Douglasiengallmücke (Contarinia pseudotsugae) aus Nordamerika ist in Europa als gebietsfremde und invasive Art eingestuft. Sie wurde 2015 in Belgien und in Brandenburg, seit 2016 auch in Rheinland-Pfalz und 2018 in Hessen nachgewiesen.
 
Die adulten Tiere leben nur wenige Tage. Die Eiablage erfolgt von Ende Mai bis Juni an jungen Douglasiennadeln und aufgehenden Knospen des jüngsten Triebes. Die Larven bohren sich in die Nadeln und verursachen durch ihren Fraß eine Aufhellung, dann ein vorübergehendes Anschwellen – die Gallenbildung – der Nadel. Die Nadeln werden braun und fallen ab; die Larven überwintern ab Oktober in der abfallenden Nadel oder in der Nadelstreu im Boden. Im März bis April verpuppen sich die Larven. Die adulten Mücken schlüpfen im Zeitraum von Ende Mai bis Juni.
 
Douglasiengallmücken treten öfter gleichzeitig mit der Rußigen Douglasienschütte auf. Außerdem siedeln Schadorganismen heimischer Baumarten zunehmend auf die Gastbaumart Douglasie um, darunter Wurzelfäulepilze und Hallimasch. Pilzliche Erreger der Fichtentriebkrankheit und des Diplodia-Triebsterbens der Kiefer wurden an Douglasien ebenfalls beobachtet. Auch einige Fichtenborkenkäfer sind inzwischen als „Umsteiger“ auf die Douglasie bekannt.
 
Verbundvorhaben: Eine optimale Vitalität von Douglasien für die Zukunft multifunktionaler Wälder (VitaDou); 01.01.2022-31.12.2024
Teilvorhaben 1: Selektion und Anzucht potentiell unempfindlicher Douglasien; Koordination; Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz (FAWF)
Teilvorhaben 2: Waldschutz, Waldwachstum, Ökonomie; Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
Teilvorhaben 3: Schadensinventur, Kausalanalysen, Flächenauswahl, Komplexanalyse; Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt
https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=2220NR290C
 
Foto: Bild von vjgalaxy auf Pixabay
Literaturnachweis: Vitalität der Douglasie ernsthaft gefährdet (13.01.2022) - Fachagentur nachwachsende Rohstoffe - Abgerufen 18.01.2022 von https://www.fnr.de/presse/pressemitteilungen/aktuelle-mitteilungen/aktuelle-nachricht/vitalitaet-der-douglasie-ernsthaft-gefaehrdet

Steigende Temperaturen verlängern die Wachstumsperiode in unseren Breiten, was sich theoretisch positiv auf das Waldwachstum auswirken könnte. Eine Studie unter Leitung der Eidg. Forschungsanstalt WSL zeigt nun aber, dass Bäume nur an wenigen Tagen überhaupt wachsen. Wärmere Tage im Frühling und Herbst können dadurch kaum zum Holzwachstum beitragen, was für die künftige Kohlenstoff-Senkenleistung von Wäldern von Bedeutung ist.

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Die Ergebnisse wurden jetzt in einem Bericht veröffentlicht. Untersucht wurden Fichte, Lärche, Tanne, Esche, Eiche und Buche. Dabei legt die Fichte die größte Wachstumsleistung pro Tag hin, wächst aber nur an wenigen Tage im Jahr. Die Tanne hat dagegen die meisten Wachstumstage im Jahr und ist auch beim Tageszuwachs vorne dabei.

Alle Ergebnisse und den kompletten Bericht gibt es hier: Wenige Tage bestimmen den Zuwachs unserer Bäume - Bericht der WSL

Dienstag, 07 Dezember 2021 06:09

Hat die Esche eine Zukunft?

Das Eschentriebsterben ist mittlerweile flächendeckend in der Schweiz und vielen anderen Ländern Mitteleuropas verbreitet – und am Horizont droht der Eschenprachtkäfer. Trotzdem gibt es Hoffnung für die Esche. So das Fazit der Tagung «Zukunft der Esche» an der Eidg. Forschungsanstalt WSL.

Nach dem Sturm Lothar vor gut zwanzig Jahren sorgte man sich um eine «Vereschung» der Schweiz: Die konkurrenzstarke Esche, damals der zweithäufigste Laubbaum der Schweiz, wuchs auf vielen der Windwurfflächen auf. Das ist mittlerweile Geschichte. «Man freut sich über jede gesunde Esche.» So fasste ein Teilnehmer der internationalen Tagung «Zukunft der Esche», zu der sich vergangene Woche Fachleute aus Wissenschaft, Behörden und Praxis an der WSL zu einem Austausch trafen, die aktuelle Situation des Baums  zusammen.

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Denn die Esche leidet massiv unter dem «Falschen Weissen Stängelbecherchen» (Hymenoscyphus fraxineus). Dieser aus Asien eingeschleppte Pilz kommt hierzulande wie in weiten Teilen Mitteleuropas flächendeckend vor und löst das Eschentriebsterben aus. Infizierte Eschen verlieren ihre Blätter, Triebe sterben ab, die Kronen lichten sich. Manche entwickeln Verletzungen im unteren Bereich des Stammes, die eine Eintrittspforte für andere Schadorganismen bilden.

Gros der Eschen infiziert

Während ältere Bäume dem Pilz lange widerstehen können, sterben junge Eschen oft innert weniger Jahre ab. Der grösste Teil der Eschen sowohl in der Schweiz wie in den meisten Teilen Europas ist infiziert und zeigt Symptome der Krankheit. Heute hierzulande bereits nur noch dritthäufigster Laubbaum der Schweiz, dürfte die Esche in Zukunft noch weiter zurückgehen.

«Aber wir sehen in ganz Mitteleuropa, dass ein paar Prozent der Eschen tolerant gegen das Eschentriebsterben sind», fasste Eckehard Brockerhoff von der WSL zum Abschluss der Tagung eine wichtige Erkenntnis zusammen. «Man kann aber nicht genug betonen, wie wichtig es ist, dass gesund erscheinende Bäume stehen bleiben.», unterstrich er eine mehrfach geäusserte Forderung.

Anreize zur Erhaltung gesunder Eschen

Möglichst viele gesunde Eschen im Wald zu lassen ist hauptsächlich wichtig, damit potenziell pilz- und käfertolerante Individuen erhalten bleiben. Solche Bäume könnten den Fortbestand der Esche sichern. Zudem sind sie wesentlich für die Resistenzforschung und die Zucht toleranter Bäume. Allerdings kann es aus Sicht der Förster wirtschaftliche oder sicherheitstechnische Gründe geben, auch diese Bäume zu fällen. Gezielte Anreize für die Erhaltung und Förderung der Bäume könnten daher helfen, lautete ein Vorschlag.

Programme zur Rettung der Esche laufen nicht nur in der Schweiz, sondern in vielen europäischen Ländern. «Das gibt Hoffnung, dass die Esche ihre regionalen Anpassungen behält», sagt Valentin Queloz, einer der Organisatoren der Tagung. Ein von allen verfolgter Ansatz ist die Resistenzforschung. In Österreich etwa plant man, in etwa 15 bis 20 Jahren Eschenplantagen mit resistenten Elternbäumen für die Samenproduktion zu haben, sogenannte Samenplantagen.

Mit Viren gegen Pilze

Zudem gibt es weitere Ansätze: An der WSL etwa untersucht man Viren, die den krankheitserregenden Pilz infizieren. Möglicherweise könnten sie diesen ungefährlicher für die Esche machen und dereinst als biologische Waffe gegen das Eschentriebsterben dienen. Andere Forschende suchen nach Ersatzbaumarten, die in einem «worst case-Szenario» die «Eschen-Lücke» füllen könnten – für die Biodiversität wie die Holzwirtschaft.

Selbst in Bezug auf den asiatischen Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis) gibt es Hoffnung. Die Larven dieses Käfers fressen hauptsächlich in der Rinde der Eschen. Wie das eingeschleppte Stängelbecherchen schadet er asiatischen Eschen kaum. Andere kann er töten. Der Käfer hat sich bereits in weiten Teilen der USA sowie im Westen Russlands und angrenzenden Gebieten der Ukraine etabliert.

Einerseits sollen gewisse Vorsichtsmassnahmen seine Einschleppung verhindern. Andererseits deuten neue Resultate von WSL-Forschenden darauf hin, dass bei manchen Bäumen eine sogenannte Kreuzresistenz zwischen Eschentriebsterben und -prachtkäfer bestehen könnte: Eschen, die ersterem gegenüber tolerant sind, scheinen auch den Käfer besser in Schach halten zu können.

Es besteht Hoffnung

Brockerhoffs Fazit: «Es besteht Hoffnung für die Esche.» Auch wenn diese Hoffnung bei den Forschenden stärker ausgeprägt scheint als in der Praxis, die mit den kranken und sterbenden Bäumen direkt konfrontiert ist. Doch auch dort sehen manche Licht im Dunkel: Der Ausfall der Eschen kann beispielsweise die natürliche Durchforstung und andere Baumarten fördern.

Merkblatt der WSL: Das Eschentriebssterben: Biologie, Krankheitssymptome und Handlungsempfehlungen

 
Foto: Bild von vjgalaxy auf Pixabay
Literaturnachweis: Hat die Esche eine Zukunft von Jörg Fischer (02.12.2021) - Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL - Abgerufen 07.12.2021 von https://www.forstpraxis.de/hat-die-esche-eine-zukunft/

 

Bild von Albrecht Fietz auf Pixabay
In der neuen Praxishilfe der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft werden die 16 in Bayern vorkommenden Wald- und Lebensraumtypen anhand zahlreicher Bildbeispiele vorgestellt. Weiterhin gibt es Informationen zu den Gefährdungspotentialen und möglichen Handlungsoptionen. Erläutert werden z.B. Waldmeister-Buchenwälder, Steppen-Kiefernwälder und Schluchten- und Hangmischwälder. Dabei wird auf das Vorkommen, die Haupt- und Nebenbaumarten, die Verbreitung, den Schutzstatus und vieles mehr eingegangen. Die Broschüre kann entweder für 10 € bei der LWF bestellt werden oder kostenlos als pdf heruntergeladen werden.
 
 
 
Bildnachweis: Foro von Albrecht Fietz auf Pixabay
Literaturnachweis: Waldlebensraumtypen in Bayern (---) - Bayerische Landesanstalt für Forst und Waldwirtschaft - Abgerufen 16.11.2021 von https://www.lwf.bayern.de/service/publikationen/sonstiges/281566/index.php

Robinie Bild von Roland Steinmann auf Pixabay

Mit dieser Frage hat sich die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft beschäftigt und dazu eine neue Ausgabe des Magazins "LWF Wissen" veröffentlicht. Die Robinie wird gern als Baumart der Zukunft gesehen. Bisher spielt sie im Waldbau keine große Rolle. Sehr unterschiedliche Einsatzbereiche und Nutzungsmöglichkeiten stehen Invasivitätspotential und unterschiedlicher Holzqualität gegenüber. In ihrem Heimatland, den USA gilt die Robinie als Pionierbaumart, in Ungarn bedeckt sie circa 24% der Waldfläche, was in Europa der Verbreitungsschwerpunkt ist. Die LWF hat sich nun mit verschiedenen Aspekten zur Robinie beschäftigt. So beispielsweise zu der Grundlage zum waldbaulichen Vorgehen und zu den Möglichkeiten der aktiven Einbringung.

Zusammengefasst könnt ihr den Bericht hier sehen: LWF Wissen 84 - Kann die Robinie eine Rolle im klimagerechten Waldbau in Bayern spielen?

Herbstwald Bild von Gabriele M. Reinhardt auf Pixabay

In den Sommermonaten der Jahre 2018 und 2019 litten selbst Buchen in ihrem natürlichem Verbreitungsgebiet unter Trockenheit. In einem Forschungsprojekt hat die forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg untersucht, inwieweit die Beimischung von Weißtannen einen positiven Effekt auf die Stabilität der Bestände haben könnte. Die Ergebnisse wurden jetzt veröffentlicht und dürfte für WalbesitzerInnen für den Waldumbau und die Neuanpflanzung interessante Erkentnisse liefern.

Hier geht es zum Bericht und zu den Ergebnissen: das Projekt "BuTaKli"

Originalartikel als pdf-Datei: zur Datei

 

Fotonachweis: Bild von Gabriele M. auf Pixabay

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